Neues aus der Bastelecke: Mir geht ein Licht auf!

Früher war alles besser

Unser historischer Sternenprojektor läuft und läuft – wirklich robuste Technik. Aber die Lämpchen für Planeten- und Zusatzprojektoren sind doch ein sehr seltenes Gut geworden.

original Projektorlampe, z14 6V 5W

Narva hat seiner Zeit diese tollen Projektionslampen hergestellt (man das ist jetzt fast 60 Jahren her !). Der kompakte Glühfaden wird durch einen „Zentriersockel“  mit metrischen Gewinde genau in der richtigen Position gehalten, um eine perfekte Ausleuchtung zu garantieren.

Update 1

Das VEB Narva Kombinat Berliner Glühlampenwerke (und auch die angegliederten Werke in anderen Städten) liefert leider seit Jahrzenten keinen Nachschub mehr. Das wäre das Aus für unser Planetarium wenn nicht solche engagierten Leute wie Herr Huthoff von astronics.org mit einer eleganten Lösung unsere Bestände aufgefüllt hätten.

Da wurde auf eine Glühlampe mit Mini Edison Sockel – auch bekannt als E10 – ein Zetriergewinde aus Messing aufgelötet.

Ersatzlampe mit verlötetem Zentriersockel

Schon recht lange strahlen unsere Planetariums-Planeten mit diesen umgebauten 6V „Fahradglühlämpchen“ – ein wirklich gelunger Ersatz.

Doch mit der Zeit werden nun auch diese Bestände lichter.

Update 2

Als historische Einrichtung wollen wir unseren Projektor aber nicht komplett umbauen, sondern so gut es geht im original Zustand erhalten.

Take 1: Die Plastik-„Lösung“

Als Technik-Nerd vom Dienst denkt man sich natürlich als erstes: „Nimmst ’n 3D Drucker!“. ..eine saublöde Idee, denn so ein thermoplastisches Material macht was es will, wenn es warm wird und hat zielsicher ein kleinen Kurzschluss produziert.

Take 2: der Baumarktansatz

Erstmal muß das erwähnte Gewinde nachgefertigt werden, sonst bekommen wir die neue Leuchte nicht in den alten Projektor.

Es handelt sich um ein M12 Feingewinde mit Gewindesteigung 0,75. Da wäre ein Gewindeschneider gut – gerade dieser ist aber zufällig nicht in der Schublade.

Shopping! Im Fachhandel findet sich das gesuchte Werkzeug.

Gewindeschneider M12 x 0,75

 

Und nun geht es ab in den Baumarkt, denn man braucht etwas zum zerspahnen.
Eine Alustange mit knapp 12mm Durchmesser (Vollmaterial!) ist angenehm billig und läßt sich gut mit dem Schneideisen in Form bringen.

Siegessicher sind die Stangen in Kleinserie auf der Drehbank ausgebohrt um ein Gewinde bereichert und in handliche Stücken gesägt.

„Auf zum Lötkolben!“ Trotz bessern Wissens hat sich wiedereinmal erst in der Praxis bestätigt, wie schlecht sich Aluminum verlöten läßt. Naja für irgenwas werden diese Alu-Ringe mit M12 Feingewinde irgendwann vielleicht mal zu gebrauchen sein.

Take3: Abgucken beim Profi

Wie wir weiter oben gesehen haben, scheint Messing die bessere Wahl zu sein, wenn es nach dem Zerspahnen ans Löten gehen soll.

..und wieder Shoppig! (Das kommt doch öfter vor als man glaubt)
Der Technik-Versender des Vertraunes liefert auch Messing – im richtigen Durchmesser – mit Bohrung – aber nicht ganz so billig!

Messing Rohmaterial

 

Dann wieder das gleiche Spiel: auf der Drehbank auf das Richtige Maß geschnitten wird dem Rohr anschließend mit Gewindeschneider zugesetzt bevor die Säge mundgerechte Häppchen bereitet.

Messingrohr in der Drehbank

 

Und damit die Finger heile bleiben, schleifen wir am Tellerschleifer noch jeden überstehen Grat ab.

Szene nachgestellt

Das Zwischenergebnis sieht dann schon ganz gut aus.

Messingring mit M12 Feingewinde

Weil die Glühlampen für gewöhnlich schneller durchbrennen als man Lust auf die Löterei hat, ist es dieses Mal oberstes Ziel, einen E10 Innengewinde einzubauen. Dafür zerstören wir einfach ein paar E10 Schraubfassungen mit dem bewährten Tellerschleifer.

Fassung mit E10 Gewinde

 

Was vom Gewinde übrig bleibt, lötet sich jetzt prima mit einer Heißluftpistole in den vorbereiteten Messingring. Eine hölzerne Halterung und ein großer Schraubstock verhindert, daß die Finger mit angelötet werden.

Lötvorgang

Und nach dem wir uns so abgemüht haben, können in der neuen Adapterlösung zur Not auch LED-Lampen mit E10 Sockel eingeschraubt werden.

Auch wenn unsere Lösung nicht so perfekt ist wie die Version von den Profies, sind wir ganz zufrieden. Die ersten Vorträge sind schon gelaufen und niemand hat den Unterschied bemerkt – schonmal ein gutes Zeichen. Nur, daß plötzlich Merkur und Mars wieder zu sehen sind, hat viele beruhig.

Eine echtes Highlight!